Da ich wieder ein paar Tage draußen in der Wildnis war, gibt es heute wieder einen längeren Bericht.
Nachdem ich in Lee Vining alle technischen und biologischen Akkus aufgeladen hatte, ging es nach einem Pancake-Frühstück an die Straße. Nach nicht allzu langer Wartezeit hielt auch ein Pickup an. Ein in Los Angeles lebender Armenier kam gutgelaunt vom Angeln und brachte mich zum Eingang des Yosemite Nationalparks. Weiter ging es nicht, da man dann ein Permit braucht. Schon die Fahrt dorthin war absolut beeindruckend. Habe leider keine Fotos, da ich auf der „falschen“ Seite saß.
Dann am Checkpoint neuer Versuch, denn bis zum Trailhead sind es noch 12 Meilen. Ich brauchte gar nicht warten und winken, da hielt ein kleiner Toyota an. Die Fahrerin war selbst vor ein paar Jahren auf einem Trail gewesen und half gern.

Und dann zeigt einem die Natur wieder alles, was sie kann! Man kommt gar nicht richtig in den Wanderschritt, da man immer wieder auf die tollsten Fotomotive trifft.



Dass es fleißig bergauf und bergab ging, ist ein alter Hut! Aber auch die fotoschönen Ebenen (Meadows) haben ihre Tücken, und die fangen mit „M“ an. Da durch zu marschieren kommt einer Blutspende gleich! Mein Nachtquartier suchte ich mir dann fernab eines Gewässers. Dennoch gab es Mücken in Hülle und Fülle.
Der nächste Morgen ging mal gar nicht mit Sonnenschein los. Es war sogar so frisch, dass ich ein Fleece anzog. Auf das Mitnehmen von Wasser habe ich mal verzichtet, da es an vielen Wasserstellen vorbei ging. Fast 4 Kilo gespart und damit alles viel leichter! Das war auch gut so, denn heute ging es 2 mal über 3000 Meter. Da hing die Zunge wieder ganz schön heraus.

Es gab auch noch andere Highlights. Rivercrossing! Ich musste heute 3 mal durch einen Fluss waten. Knietiefes, kaltes Wasser. Viele Grüße an Herrn Kneipp! 5 mal kam ich aber auch trockenen Fußes auf über den Fluss. Ich musste bloß über darüber liegende Bäume balancieren.
Ansonsten war das Wetter heute nicht so toll. Kühl und natürlich wieder sehr windig, so dass ich in den Bergseen nicht baden mochte. Glücklicherweise ist das angekündigte Gewitter ausgeblieben. Dafür hat es aber ab Nachmittag geregnet. Ich konnte aber in einer Regenpause mein Zelt trocken aufstellen.
Neuer Tag, neues Glück! Mein Zeltnachbar hat schon um 4 Uhr zusammengepackt, aber ich habe mal noch ein wenig die Matratze getestet. Und dann! Wieder strahlender Sonnenschein! Wenn das nicht motiviert!

Die Motivation konnte ich auch gut gebrauchen, da ich wieder 2 hohe Berge vor mir hatte. Ich gebe es zu, bergauf ist nicht so mein Ding! Da wird auch schon mal heftig geflucht. Wenn man dann aber oben ist und zwischen 2 Felsen hindurch tritt und dann das sieht, ist die Welt wieder in Ordnung!

Ich musste einfach eine Pause machen und ins Wasser steigen. Das Wasser war gar nicht so kalt. Aber der Wird war eisig. Ist ja auch klar bei einer Höhe von 2800 Metern. Ich habe mich windgeschützt trocknen lassen und dann ging es weiter. Natürlich bergein, damit man anschließend den nächsten Berg wieder rauf kann. Rivercrossing nass und trocken (auf einem Baumstamm Balancieren) war auch ein paar mal angesagt.
Heute war auch ab und zu der Weg weg. Gut, dass man eine App hat, die einem zeigt, wo es lang geht!

Heute habe ich schon viertel 6 Uhr mein Zelt aufgestellt. Ich bin noch einen dritten Berg ein Stück bergauf gestiegen und habe damit die Mücken hinter mir gelassen. Fließend Wasser habe ich nebenan im Bach und morgen muss ich den Berg nicht mehr ganz so weit rauf. Danach soll es etwas gemütlicher, heißt, nicht mehr ganz so steil gehen.
Meine heutigen Zeltnachbarn kommen aus Quebec und Belgien. Die jungen Leute haben mich zum Lagerfeuer eingeladen und wir haben uns über viele interessante Dinge unterhalten. Obwohl es noch nicht sehr spät war, bin ich dann doch relativ zeitig in meinen Schlafsack gekrochen. Es war einfach ziemlich kalt.
Der neue Tag begann wieder mit herrlichstem Sonnenschein. Die restlichen Meter den Berg hinauf hatte ich dann in einer Stunde geschafft. Natürlich gab es da oben wieder einen See

Bergab bin ich dann mit einer Hikerin aus Deutschland ein wenig ins Gespräch gekommen. Dazu gesellte sich dann noch eine junge Frau. Auch aus Deutschland. Beruf: Zahnärztin an der Uni Kiel. Zufälle gibt es! Die wollte dann alles über meine ehemalige Praxis und deren Aufgabe wissen.
Rivercrossing war heute auch des Öfteren. Gut, dass ich meine Wassersandalen mit habe, sonst müsste ich meine Wanderschuhe nebst Socken trocken laufen. Da besteht allerdings die Gefahr, dass man sich Blasen läuft. Habe ich überhaupt schon gesagt, dass ich bis jetzt erst eine Einzige hatte?

Sieht wieder toll aus, nicht wahr? Es war der Hass! Mücken über Mücken! Es ist ja nicht so, dass ich kein Moskitonetz hätte! Aber das liegt irgendwo tief unten im Rucksack! Naja, wenn man sich nicht richtig vorbereitet…

Und dann kam der Dorothy Lake. Und diesmal keine Mücken! Irgendwie musste ich auch in diesem baden. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, in fast 3000 Metern Höhe dies zu tun. Also, die Ostsee ist mitunter selbst im Sommer kälter! Frisch gebadet und gereinigt lief es sich dann auch gleich viel besser! Es ging noch hinauf zum Pass, hinter dem nun alles ganz anders ausschaut.

Man hätte wieder „Wo ist der Weg?“ spielen können, da es nun auch ein paar Hundert Meter weit durch den Schnee ging. Zum Abschluss des Tages nochmals Flussquerung nass. Dann nur noch Zeltaufbau und Nudeln kochen.

Der nächste Tag ging gleich ein wenig mit Frust los. Mein Kocher funktionierte nicht. Dann musste ich mein Porridge eben kalt essen. Und das war wirklich kalt! Heute früh habe ich im Zelt meinen Atem sehen können. Nach nur 5 Minuten auf dem Trail war schon wieder Füße waschen angesagt. Ihr wisst, was ich meine?! Dann ging es aber gut voran, so dass ich den 1000 Mile Marker übersehen hatte. Gut, dass dort ein paar Hiker saßen und mich darauf aufmerksam machten!

Noch ein wenig bergab und mit einigem Auf und Ab zum Höhepunkt des Tages. Grrr… 850 Meter den Berg hinauf in der Mittagshitze. Kaum ein Baum, kein Schatten, kein Wasser! Ab und zu über Schneefelder. Toller Ausblick, aber die Landschaft wie auf dem Mond.

Nun sitze ich in meinem Zelt windgeschützt hinter ein paar Krüppelkiefern, denn hier oben in 3200 Metern Höhe pfeift es gewaltig! Abendessen gab es auch schon. Mit einem Schweizer Mädel habe ich es mir dann ein wenig gemütlich gemacht. Swiss Miss – das ist der lösliche Kakao. Das ist mal eine Abwechslung und bringt Energie.
