Irgendwo

Nachdem wir frisch geduscht, unsere Wäsche gewaschen hatten und auch ordentlich gegessen hatten, brachte uns das Shuttle um 16 Uhr wieder hinauf zum Sonora Pass. Wir, das ist jetzt das Kleeblatt mit Benedikt und Lea aus Ingolstadt. Wir sind dann noch 2 Meilen gelaufen und haben unsere Zelte an einem vermeintlich windgeschützten Platz aufgestellt. Das war er aber überhaupt nicht! Schon abends ging wieder ein Sturm los, dass man Angst haben musste, das alles davon fliegt. An Schlafen war nicht zu denken! Meine Uhr zeigte mir am Morgen, dass ich 3 Stunden und 8 Minuten geschlafen hatte.

Pünktlich viertel 7 Uhr ging es wieder los. Es war kalt. Der Wind stürmisch und böig. Erst mal 750 Meter den Berg hinauf (Wir haben jeden Tag etwa 1500 Höhenmeter zu absolvieren!).

Und je höher wir kamen, um so heftiger blies es. Über den Pass ging es fast auf allen Vieren! Und dahinter – Windstille!

Wir mussten wieder einige Schneefelder queren, so dass die Microspikes wieder zum Einsatz kamen. Gegen Mittag kam dann sogar die Sonne heraus! Aber es blieb kalt. Jenseits des Passes änderte sich die Landschaft nun wirklich. Alles wirkt irgendwie sanfter. Na gut, es gibt auch Ausnahmen!

Samstag. Heute Nacht war es richtig kalt. Gegen Mitternacht habe ich in meinem Rucksack die Laufhose herausgesucht und angezogen! Das Wasser wird n meinen Trinkflaschen war gefroren. Es waren 4 Grad Minus! Zähneputzen war mit dem Wasser aus dem Bach auch sehr erfrischend!Der Wetterbericht meldet für heute maximal 4 Grad Plus! Hallo, es ist Mitte Juni! Das ist schon komisch, oder?

Apropos komisch; was hier so alles wächst!

Also, wie gesagt, heute war es kalt und man hatte lieber die Daunenjacke an. Wobei, bergauf zu warm! Ansonsten war das Wetter am Vormittag recht schön. Gegen Mittag zogen dann Wolken auf und es wurde wieder richtig kalt. Wir beschlossen, Mittag was zu kochen. Und das sollte sich als Fehler herausstellen! Bereits 10 Minuten später gabs die Überraschung. Trail Magic!

Da lacht das Hikerherz! Ich habe 2 Sandwiches und natürlich 3 Cola vernichtet. Man muss das Image des Dr. Cola schon pflegen! Die ganzen Sachen gibt es einfach so und eine Spende wird strikt abgelehnt!

Dann ging es weiter, wobei uns heftiger Graupel erst einmal daran hinderte, das Zelt aufzubauen. Nun steht es und auf das Abendessen kann heute verzichtet werden. Die Laufhose ziehe ich heute mal lieber gleich an!

Sonntag. Heute Morgen war es wieder eisig kalt. Das Überzelt war durch die Feuchtigkeit der Atemluft völlig mit Reif bedeckt und manche Zeltstangen waren zusammengefroren. Das ist der Nachteil, wenn der Wind nicht geht. Aber der Himmel war wieder strahlend blau und es ist eine Freude in den Tag zu starten.

Liebe Sabine, du schriebst etwas von langweiligem Alltag, aber hier draußen ist es ähnlich. Halb 6 Uhr Aufstehen, „Waschen“ und Frühstück (wenn man das so nennen kann) , halb 7 Uhr Abmarsch. Gegen halb 10 Uhr kurze Rast und halb 1 Uhr Mittag oder so was Ähnliches. Dann geht es weiter bis halb 6 Uhr. Zeltaufbau, Essen kochen (meistens Nudeln) und spätestens halb 8 Uhr ab in den Schlafsack!

Naja, unterwegs sieht man viele wunderschöne Natur, auch wenn man manchmal vorher ganz schön geflucht hat, weil es wieder einmal 800 Meter den Berg hinauf ging.

Wobei, manchmal siehts auch ganz schön grauslich aus. Wenn man sieht, wie es nach einem Waldbrand ausschaut.

Heute habe ich zwei Typen getroffen, die auf dem PCT mit Pferden unterwegs sind. Er aus Deutschland, sie aus Österreich. Beide machen Fotos und Filme und wollen über ihre Tiere berichten mit denen sie schon von Argentinien nach Alaska unterwegs waren. Da es in ihrem neuen Bericht auch um den PCT geht, haben sie mich interviewt. Vielleicht komme ich jetzt ins Fernsehen oder einen Vortrag? Bei Herrn Goldstein in Plauen waren sie bereits!

Das war der Höhepunkt des heutigen Tages, abgesehen davon, dass wir 21 Meilen gelaufen sind.

Montag. Heute Morgen geht es wahrscheinlich das vorerst letzte Mal über einen hohen Pass. Wir mussten mal nur 300 Meter hoch. Dafür wurde es dann aber ein wenig knifflig , über den Carson Pass zu kommen. Wir hatten gestern noch überlegt, ihn am späten Nachmittag zu überqueren, aber da sind die Schneefelder mittlerweile sehr matschig. Da helfen auch keine Spikes. Da geht es abwärts! Muss ja nicht sein!

Carson Pass

Früh am Morgen ist der Schnee noch fest. Also, „Schneeketten“ angelegt und los! Ging auch prima, nur halt bergauf! Da schnauft die alte Dampfmaschine!

Gegen halb 8 Uhr waren wir dann am Highway Carson Pass, wo es ein kleines Infocenter gibt. Und was gab es da? Na? Trailmagic!

Ansonsten ging es heute eher gemütlich zu. Die Anstiege sind größtenteils nicht mehr so steil. Insgesamt wirkt jetzt alles etwas sanfter. Nachteil: Es gibt deutlich mehr Mücken! Zur Zeit sitzen 42 Mücken auf der Gaze meines Innenzeltes. Gott sei Dank ist keine drinnen!

Nette Geste am Rande: Uns wurden einfach so von wildfremden Wanderern Powerriegel angeboten. So verhungert sehen wir doch gar nicht aus?!

Morgen geht es nach South Lake Tahoe zum Resupply, Duschen, Wäsche waschen . Außerdem ist mal wieder ein Zero Day angedacht und ich muss dringend zu AT&T und meine Telefonkarte verlängern. Ich kriege das nicht auf die Reihe. Naja, das Alter! Wobei – Benedikt ist Informatiker und hat es auch nicht hinbekommen! Uns fehlen einfach irgendwelche Zugangsdaten. Außerdem ist meine Fototasche kaputt. Der Reißverschluss ist im Eimer. Verschlossen wird sie im Moment mit einem Karabinerhaken.

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