Freitag. Heute ist mal wieder ein besonderer Tag. Highlights in positiver und leider auch negativer Form.


Das ist doch wieder mal ein Wetterchen! Die heutige Etappe sollte nicht so anstrengend werden. Natürlich geht es erst mal wieder den Berg rauf! Sieht man ja ein bisschen auf dem Foto. An dann wieder viel durch den Wald. Das ist gut vom Untergrund her und außerdem ist es schattig. An den freien Stellen, wo nur Büsche sind, knallt die Sonne erbarmungslos runter. Es ist fast so heiß wie in der Wüste. Ansonsten – ein bisschen wie Thüringer Wald. Okay, mit Einkaufsmöglichkeiten sieht es hier verdammt schlecht aus. Außerdem ist der Wald nicht aufgeräumt.

Hier liegen wieder jede Menge umgestürzte Bäume rum. Heute habe ich mal gezählt. Also nur die mit einem Durchmesser von mehr als 30 cm. Es waren 81! Und da muss man meistens drüber steigen. Manchmal geht auch Umgehen. Das ist aber eher selten möglich. Und bei so einer Stelle ist Benes funkelnagelneues IPhone 13 aus der Tasche gefallen und das Display hat nun eine große Spiders-App. Die gute Laune war natürlich dahin! Da half auch nicht der unverhoffte Besuch eines Rehes auf unserem Rastplatz zu Mittag.

Nach dem Mittag gab’s die nächste Überraschung. Lea und Bene haben beschlossen, noch bis Dunsmuir zu gehen und dann den PCT abzubrechen. Leas Beschwerden im Halsbereich werden wieder stärker und stärker und kein Ibuprofen hilft. Das ist sehr schade! Vor allem, weil sie ja schon die härtesten Teile des Weges hinter sich haben! Schade! Es war ganz angenehm und unterhaltsam mit den beiden. Dann werde ich mal wieder allein auf Wanderschaft sein. Ich glaube nicht, dass ich nochmals jemanden finden werde, der mein Tempo läuft und mit mir laufen möchte. Die, die bis hierher zu diesem Zeitpunkt gekommen sind, sind fast nur Speedhiker.
So, und dann gibt es auch die kleinen Dinge, die einem Freude bereiten! Da Wasser heute eher Mangelware war, freut man sich schon über eine kleine Wasserstelle!

Und kurz vor dem Ziel unserer heutigen Etappe gab es noch Trailmagic! Ein junger Mann aus Kanada, der den PCT 2019 gelaufen ist und jetzt hier einen Freund besucht, hat mit seinem Motorrad Bananen, Pfirsiche und Nektarinen und natürlich Cola gebracht. Da langt man doch gerne zu! Er weiß genau, was einem Hiker fehlt und worauf er steht! Danke für die nette Geste!
Samstag. Das Highlight des Tages war gleich heute morgen beim Verlassen-Wollen des Zeltes. Mein rechter Schuh war weg! Das kann doch wohl nicht wahr sein?! Glücklicherweise fand ich ihn in einem Gebüsch in 3 Metern Entfernung. Ich möchte nur mal wissen, wer sich für ihn interessiert hat. Wenn der Schuh weg gewesen wäre; das wäre der Supergau gewesen! Also, ab heute kommen die lieber mit ins Zelt!
Ansonsten war der heutige Tag nicht sonderlich aufregend, wenn man mal davon absieht, dass die 1600 Meter Höhenverlust heute wieder aufgebaut wurden. Alles im „grünen Tunnel“.

Zur Mittagspause machten wir an einem wunderschönen Fluss Halt. Er war an manchen Stellen so tief, dass man darin schwimmen konnte. Ich habe es mal lieber nicht probiert, aber Bene und Lea waren mutiger. Aber schon nach 10 Sekunden waren sie wieder draußen! Bergflüsse sind halt eisig kalt. Und Forellen gab es dort! Hätte ich eine Angel dabei gehabt, wir hätten heute ein besseres Abendessen gehabt!

Wie gesagt, heute war nicht viel zu sehen. Selbst der Mt. Shasta war erst am späten Nachmittag zum ersten Mal zu sehen. Aber dafür waren wir dann doch relativ dicht dran.
Zum Ende des Wandertages hatten wir noch die Idee, die Strecke ein wenig abzukürzen. 2 Meilen gespart! Ich hätte das mal lieber nicht machen sollen, da ich den Weg nicht wirklich fand! Also, man hat ja GPS und richtet sich danach. Das ging aber mitten durch eine Rodung und dann übelst steil den Berg hinab. Ich habe bestimmt 10x Stürze gehabt. Nix passiert! Glück gehabt! Auch die Hose ist noch ganz! Da zeigt sich, was gute Hardware ist!
Morgen geht es runter nach Dunsmuir zum Verpflegungseinkauf, Duschen, Wäsche waschen und wieder was Ordentliches essen, sofern man das überhaupt in Amerika kann!
Lieber Jörg, dein kurzes Video ist sehr beeindruckend, man stellt sich vor, selbst mitzulaufen. Toll, wenn du noch mehr „laufende“ Bilder schicken könntest.
Wir wünschen dir, dass du doch noch einen Wandergesellen in deinem Tempo findest, du weißt doch: Wenn du schnell gehen willst, gehe allein, wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen. Und bis Kanada ist es kein Katzensprung.
Liebe Grüße von Reiner und Carmen
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