Seiad Valley – Mile 1656

Samstag. Die letzte Nacht wird allen Hikern, die im City Park von Etna gecampt haben, in Erinnerung bleiben. 21 Uhr ist ja Hiker Midnight und alle lagen, bzw. schliefen schon in ihren Zelten. Plötzlich um 22 Uhr gingen die Rasensprinkler an! Nachdem alle Zelte eine Stunde lang gewässert wurden, hörte der Spuk auf. Diese Nacht wird uns allen in Erinnerung bleiben!

Heute Morgen wurden nun die gestern käuflich erworbenen Dirty Girl Gaiters (Gamaschen) eingeweiht. Was das mit schmutzigen Mädels zu tun hat, ist mir allerdings unklar.

Dirty Girl Gaiters

Sieht schon irgendwie witzig aus! Aber hier laufen fast alle mit den Dingern rum, da ja fast alle auch mit Trailrunnern unterwegs sind. Ich kam mir erst mal ganz schön komisch vor! So in etwa Onkel Dagobert aus Entenhausen. Aber die Dinger sind wirklich gut! Nicht ein Steinchen, keine Tannennadel und nicht mal Sand im Schuh! Die Investition hat sich gelohnt. Kurz vor dem Transfer zum Trailhead noch zum Frühstück in die Bakery. Die macht erst um 8 Uhr auf. Und da stehen dann alle Hiker, weil 8.30 Uhr fährt ja das Auto . Molly, eine Dame in den 70ern raste wie nicht gescheit die Serpentinen hinauf. Kurven wurden geschnippelt und wenn Gegenverkehr kam, hoppala…!

Breakfast in America (Supertramp)

Pünktlich um 9 Uhr waren wir wieder am Trail und haben auch bald wieder einen Milemarker erreicht.

Heute ging es über weite Strecken wieder durch verbrannten Wald. Also viel Schmutz, wenig bzw. gar kein Schatten, dafür jede Menge umgestürzte Bäume! Ich habe mal wieder gezählt. Heute waren es 146 richtige Bäume, über die ich gestiegen bzw. manchmal auch geklettert bin! Teilweise ging es auch wieder über Geröllfelder. Das lässt sich vielleicht bescheiden laufen! Aber manchmal macht es trotzdem Freude, die steinigen Abhänge anzuschauen. Das sieht manchmal aus, wie in einem Steingarten.

Tja, und ansonsten halt die üblichen Aussichten! Das ist nun schon gar nichts Besonderes mehr, obwohl es doch sehr schön und beeindruckend ist!

Beim Absprung vom Baum 113 habe ich die Landung nicht richtig hingekriegt und irgendwie das linke Knie und den Fuß verdreht. Das Weiterlaufen war dann keine Freude mehr und ich bin noch zur nächsten Quelle gelaufen, habe Wasser geholt und mein Zelt aufgebaut.

Sonntag. Ich kann Rehe nicht mehr leiden! Die blöden Viecher kamen heute Nacht zu Besuch. Ein Gekeuche und Geklapper! Auf der Suche nach etwas Salzigem haben sie bei mir die Griffe der Trekkingstöcke abgeleckt, bei meiner Zeltnachbarin haben sie diese zum Teil verspeist! Heute Morgen beim Anziehen der Schuhe habe ich dann feststellen müssen, dass von meinen Schnürsenkeln auch nur noch die Hälfte da war. Rrr…!

Auch sonst ging der Tag irgendwie nicht gut los. Ich fühlte mich wie falsch zusammengeschraubt und auch nicht richtig abgeschmiert. Irgendwie stakste ich dann doch durch eine wunderschöne Landschaft.

Für die kochende Hausfrau gab es auch wieder jede Menge Küchenkräuter. Liebstöckel könnte man hier mit einem Mähdrescher ernten! Aber wer braucht schon so viel?

Liebstöckel

Zu Mittag hatte ich gerade einmal 8 Meilen auf meinem Konto! Okay, es ging mal wieder viel und steil bergauf. Als Rastplatz hatte ich mir einen kleinen Bergsee ausgeguckt. Er war aber sehr, sehr flach. Ansonsten wäre ich heute bestimmt ins Wasser gestiegen! Und natürlich hatte ich wieder Besuch von einem Reh. Aus etwa 3 Metern Entfernung hat es mich freundlich angeschaut. Ich aber habe ihm die Zunge rausgestreckt und schlechte Worte gesagt.

Heute wollte ich einen eher Ruhigen machen, da es ja nicht richtig lief und habe heute mal meine Isomatte ausgebreitet und habe dann tatsächlich auch ein wenig am Wegesrand geschlafen. Danach war ich wie ausgewechselt! Ich hatte einen richtigen Flow. Aber es war ziemlich warm und in den feuchten Wiesen richtig dämpfig! Unterwegs Wasser zu finden war heute auch nicht einfach! Besonders, wenn man wieder durch Mondlandschaften muss!

Als gegen 6 Uhr an die vorher ausgeguckte Tentsite kam, war die nicht wirklich schön! Ich habe dann in der App nachgesehen und die Nächste in 3,9 Meilen Entfernung gefunden. Das sind etwa 2 Stunden Laufen. Da es bergab gehen sollte, also eher etwas weniger! Aber denkste! Der Weg war teilweise völlig verwuchert (von den bekannten Baumhindernissen will ich nicht schon wieder anfangen) und so ist es dann auch passiert, dass ich den unsichtbaren Trail verließ ich und irgendwo im Dickicht rumgestolpert bin. Dank GPS fand ich dann doch relativ schnell, wenn auch ziemlich anstrengend, auf den Weg zurück. Beim abendlichen Gespräch mit anderen Hikern konnte ich erfahren, dass es allen gleichermaßen erging. Dies erklärt dann auch die vermeintlichen Wege durch das Dickicht und ich bin froh, dass ich nicht der Einzige war, dem das passiert ist!

Montag. Heute Nacht gab es keine besonderen Vorkommnisse. Ich habe mich kurz vor dem Start noch ein wenig mit meiner Zeltnachbarin unterhalten, die nur so ein wenig in der Gegend wandert. Sie will heute in die Richtung, aus der ich gestern kam. Ich habe sie natürlich vor den Unwegsamkeiten gewarnt. Bushwhacking (durch das Gebüsch schlagen), ja das kenne sie. Das wäre auf dem Weg von Seiad Valley hier zur Tentsite auch schon nötig gewesen! Diese Stellen habe ich heute gesucht, aber nicht gefunden! Bis halb 9 Uhr musste ich nicht einmal über einen Baum steigen! Die Arme wusste nicht, was auf sie zukommen würde!

Heute war der Trail die reinste Autobahn. Alles aufgeräumt und nahezu eben, bzw. sogar talein. Es ging sogar ein paar mal über richtige Brücken.

Die letzten 6 Meilen auf dem Trail waren dann allerdings der Hass! Es war kein richtiger Trail mehr. Es ging bei fast 40 Grad auf einer Asphaltstraße entlang. Auf diesen 6 Meilen fuhr nicht ein einziges Fahrzeug an mir vorbei!

Seiad Valley ist die letzte Stadt vor der Grenze zu Oregon. Ich weiß nicht, ob man das bei uns überhaupt als Ort deklarieren würde. Eigentlich sind das nur 5 Häuser, ein Laden mit Poststation und eine Schule. Hier lief ich pünktlich um 12 Uhr ein. Wegen der großen Hitze blieben erst einmal alle Hiker hier über Mittag und lagen nach dem Einkauf und dem Burgeressen im Schatten der Bäume. Zu meinem Westernburger gab es eine seltsame Beilage. Hüttenkäse mit Ananas. Darauf muss man erst mal kommen. Klingt seltsam, schmeckt auch so!

Nun weiß ich noch nicht, wann ich mich wieder in die Spur begebe. Noch heute Abend, oder morgen Früh beizeiten?

Ich habe gerade beschlossen, Variante 2 zu machen.

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