Dienstag. Gestern Abend bin ich von zwei Herren etwa meines Alters (so dachte ich jedenfalls) eingeladen worden, mit ihnen zu laufen. Es waren Flipper und Wardow, die schon mehrfach vorher meinen Weg kreuzten. Später stellte sich dann heraus, dass sie doch um einiges jünger waren, als ich. Jedenfalls beschlossen wir, dass wir wegen der großen Hitze schon früh um 4 Uhr losmarschieren wollten. Es sollte ja auch mal wieder gleich zu Beginn einen steilen Berg hinauf gehen. Auf 6 Meilen 1600 Meter Höhengewinn! Mein lieber Herr Gesangsverein! Da kommt man auch ohne Sonne ganz schön ins Schwitzen!
Also klingelte um 3 Uhr der Wecker. Im Schein der Stirnlampe wurde das Zelt abgebaut und alles eingepackt und los ging es. Bis auf ein Drittel der Höhe konnte ich noch gut mithalten, dann musste ich sie ziehen lassen. Da sie auch keine Anstalten machten, mal kurz zu warten, habe ich sie heute auch nicht mehr gesehen. Was soll’s? War wohl nicht so richtig ernst gemeint!

Ich bin dann halt in meinem Tempo langsam und mit ein paar kleinen Pausen den Berg rauf. Die Aussichten waren wieder mal grandios. Die richtig rauhen Berge sind in weitere Ferne gerückt. Wären hier keine Waldbrände gewesen, wäre wohl alles grün. Wobei, Sträucher gibt es in rauhen Mengen. Mitunter kommt man kaum durch, wenn man auf dem Weg bleiben will! Und die schönsten Blumen blühen hier einfach so!


Nach dem „Riesenkanten“ war selbstverständlich das Auf und Ab noch nicht zu Ende. Wobei, manchmal macht es ja auch Freude, was man da von der Natur zu sehen bekommt! Offensichtlich will es Kalifornien doch noch einmal von einem wissen, bevor es morgen nach Oregon hinüber geht!
Ich hatte mir in Anbetracht der Strapazen am Morgen nur eine Strecke von 16 Meilen vorgenommen. Zu später Mittagszeit war ich aber schon da. Also erst mal große Pause, denn auch in der großen Höhe war es immer noch sehr warm. Ich schätze mal, dass es immer noch um die 30 Grad waren! Und dazu noch schwülwarm! Beim Betrachten meines Rucksacks ist mir fast das Herz stehen geblieben! Der linke Schulterriemen ist zur Hälfte heraus gerissen! Wären nicht beide miteinander und aus einem Stück, wäre er schon ab! Ich habe versucht, ihn mit Zahnseide anzunähen (was mehr als bescheiden ging). Leider hat das nicht lange gehalten. Eigentlich überhaupt nicht! Denn beim Aufsetzen des Rucksacks war gleich ein komisches Geräusch zu hören. Hoffentlich hält er noch 2 Tage, denn dann kann ich ihn auspacken und eventuell reparieren lassen. Ich fürchte nur, dass er ersetzt werden muss! So langsam entwickelt sich das ganze Unternehmen zu einer Materialschlacht! Erst die Schuhe, jetzt der Rucksack und das Zelt ist vom Boden her auch nicht wirklich dicht!

Mittwoch. Der Tag begann wieder mit strahlendem Sonnenschein. Da macht es eine Freude, durch die Natur zu rennen. Und da stört es auch weniger, dass es schon wieder bergauf ging, das Deo sowieso versagt hätte und man schon am frühen Morgen schnauft.

Und je näher Ich Oregon komme, zumindest habe ich so das Gefühl, ändert sich auch der Charakter der Landschaft. Und dann auch noch das Geläut von Kuhglocken! Ja sind wir denn im Schwarzwald?

Die Mittagspause halte ich heute mal ein wenig kürzer. Ich muss Meilen machen, damit ich morgen noch nach Callahan bzw. Ashland komme. Meinen Rucksack habe ich heute noch mit Sicherheitsnadeln „repariert“. Hoffentlich hält er noch durch!
Um 14.45 Uhr ist es dann passiert! Liebe Leute, das war’s dann! Nichts Schlimmes! Ich bin über die Grenze nach Oregon gegangen! Goodbye California, Oregon here I come!


Von wegen, Oregon ist easy. Auch hier geht es gleich wieder bergauf. Ihr könnt das bestimmt schon nicht mehr hören! Wenn es aber doch so ist! Naja, jedenfalls bin ich heute 23 Meilen gelaufen und habe an einer Wegkreuzung mein Zelt aufgebaut, als zwei Hiker kamen und mich nach dem Trailmagic fragten, welches in einer halben Meile Entfernung sein solle. Keine Ahnung! Ich hatte zwar das Schild gesehen, aber das war’s dann auch. Na, jedenfalls sind wir zu dritt die Dirt Road hinab und da war es dann. Getränke, Obst, Kuchen. Alles, was das Hikerherz erfreut! Leute, heute ist ja auch der 13., mein Glückstag! Obwohl, ein wenig traurig war Ich schon. Kein Cola! Wahrscheinlich schon alle! Naja, jedenfalls habe ich mir heute einen richtig schönen Feierabend gemacht!



Donnerstag. Heute sind es nur 18 Meilen, die ich vor mir habe. Heute Morgen ist es etwas frisch, aber die Aussicht ist grandios!

Oregon ist wirklich anders als Kalifornien! Viel Wald, viele grüne Wiesen, durch die ich gehe und wenige über dem Weg liegende Bäume, über die ich steigen muss. Und viele Orchideen! Susi! Du musst dann sagen, was das für welche sind. Phalaenopsis auf jeden Fall nicht!

In der Mittagszeit bin ich wieder auf Trailmagic gestoßen. Da standen da plötzlich 2 Kühlkisten mit Getränken.



Hallo? Gibt es vielleicht doch Zeichen von einer höheren Instanz? Der Name der Box lässt das vielleicht vermuten? Na , jedenfalls habe ich mal solch eine Büchse probiert. Schmeckt wie Henry Milchbonbon mit Kohlensäure. Für die, die nicht wissen, wie die früher mal geschmeckt haben, leicht milchig-karamellig und eben mit Blubber.
Dann ging es fleißig weiter und weiter. So weit, dass ich den Abzweig zu meinem eigentlichen Ziel, der Callahans Lodge verpasst habe. Viel Gutes gibt es über sie nicht zu berichten, aber dort gibt es eine Trailangel Telefonliste und die könnte ich gut gebrauchen! Nun, war eben nicht! Also wollte ich es so über Hitchhiking probieren, um erst mal nach Ashland zu kommen. Von dort aus fährt dann ein Bus mehrmals täglich nach Medford, wo ich im REI (Globetrotter) mit meinem Rucksackproblem vorstellig werden wollte. Da hätte ich irgendwie ein Taxi nehmen müssen.
Aber es kam alles ganz anders! Als ich am nächsten Trailhead ankam, waren dort 2 andere Hiker (Bambi und Bubbles), die von einer Freundin mit dem Auto nach Ashland abgeholt wurden. Beide wussten schon von meinem Problem mit dem Rucksack und Bambi war es auch, die mir die Zahnseide zum Nähen gab. Da das ja nicht wirklich funktionierte und auch die Variante mit Sicherheitsnadeln nicht wirklich hielt, fiel ihnen ein, dass sie auch noch etwas aus dem REI bräuchten. Also sind wir alle in einem übervollen Auto inklusive Hund dort hin gefahren. Der Verkäufer hat sich den Schaden angeschaut und mir erklärt, man könnte es versuchen, dass zu nähen, aber er gibt der ganzen Sache keine gute Chance. Ich könne den Rucksack da lassen und Anfang nächster Woche abholen. Das geht ja nun leider nicht! Also habe ich seit heute Nachmittag einen neuen Rucksack. Ja, und dann haben Bambi und Bubbles noch diverse Einkäufe erledigt und danach sind wir wieder zurück nach Ashland gefahren, wo ich in einem Hostel Unterkunft gefunden habe. Morgen ist bei mir auch Resupply angesagt! Außerdem muss ich mal den weiteren Verlauf der Strecke checken, denn da sieht es nicht besonders rosig mit Einkaufen aus. Da werde ich wohl Esserei lieber im Paket vorausschicken.
Lieber Papa/Opa,
wir sind wahnsinnig stolz auf dich und natürlich auch ein bisschen neidisch bei diesen tollen Bildern!
Fühl dich geherzt
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Hallo lieber Dr. Cola,
mit großer Freude lesen wir immer deine Beiträge. Voll Spannung warten wir auf die nächste Nachricht. Wir leiden in Gedanken mit dir bei Pannen und freuen uns über schöne Fotos und die tolle Natur. Aber ich finde es super, dass du mir extra noch tolle Orchideen und Pflanzen fotografierst. Originale wären auch nicht schlecht 🤗 Hahaha.
Pass weiter gut auf dich auf und erheitere uns mit deinen Berichten. Wie hoffen, der Materialverschleiß der Ausrüstung ist jetzt vorbei.
Bleib gesund und munter und notiere fleißig.
Liebe Grüße von uns beiden
Susanne und Andreas
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