Donner Summit – Mile 1153

Donnerstag. Es geht wieder los! Das heißt, so schnell nun wieder auch nicht! Mei, die Motelchefin will mich hinauf zum Echo Lake fahren. Vorher müssen aber noch 2 Gäste auschecken. Und die lassen sich Zeit! Und dann standen wir auch noch im Stau, weil die Straße gebaut wird! Naja, halb 11 Uhr waren wir dann an Ort und Stelle.

Mei fuhr mit dem Boot davon und ich lief los. Ich hatte mich schon ein wenig geärgert, dass ich nicht mitgefahren bin, aber im Nachhinein war es die richtige Entscheidung. Denn heute ist es passiert! Ich habe das erste Mal einen Bären in freier Wildbahn gesehen! Vielleicht 15 Meter von mir entfernt ist er einen Baum hinauf geklettert und hat Zweige abgemacht (Da werde ich wohl heute Abend meinen Essensvorrat besser an einem Ast aufhängen.).

Das war natürlich das Highlight des Tages und ist sicherlich nicht mehr zu toppen! Ansonsten war der Tag heute eine 7-Seen-Wanderung. Echo Lake, Aloha Lake und dann hatten die Seen alle Frauennamen. Heather, Susie usw. Ich habe sie mir nicht gemerkt. Ob das einen tieferen Sinn hat?

Das Wetter war heute auch ein wenig speziell. 2 mal hat es gewittert, wobei es nicht geregnet hat. Dennoch ist man bemüht, irgendwo in Deckung zu kommen. Viel Wald gab es aber nicht. Dafür viel Fels und Geröll. Da kommt man nicht gut vorwärts. Gegen 5 Uhr kam ich zur letzten Tentsite vor dem Pass und habe überlegt, ob ich noch drüber gehe und noch 4,5 Meilen zur nächsten Tentsite laufen sollte. Da auf der anderen Seite des Berges wohl noch Schnee liegen soll, habe ich das mal lieber sein lassen und mein Zelt aufgebaut. Genau richtig gemacht! In dem Moment, als es stand, fing es mit Regnen an! Wieder mal Glück gehabt!

Freitag. Strahlend blauer Himmel empfängt mich heute morgen. Da geht man doch wieder mit Freude an den Start, auch wenn es wieder mal zum Auftakt bergauf geht.

Oben auf dem Dicks Pass in fast 3000 Metern Höhe habe ich Handyempfang. Sogar LTE! Ich versuche gleich mal Geburtstagsgrüße, wenn auch verfrüht, loszusenden. Geht nur leider der Text. Wenigstens etwas, denn wer weiß, ob es pünktlich zum Geburtstag mit der Netzabdeckung klappt?

Hier oben traf ich 2 Frauen, die mir berichteten, dass ein Bär letzte Nacht einen Großteil ihrer Verpflegung für die nächsten 8 Tage entwendet hat und das, obwohl das Essen an einem Baum aufgehängt war. Bloß gut, dass in 2 Tagen Resupply wieder möglich ist.

Nach dem Pass ging es dann durch den Schnee bestimmt 2 Meilen bergab. Bloß gut, dass ich meine Microspikes noch nicht so tief im Rucksack vergraben habe! Im verharschten Schnee sind die Dinger Gold wert! Ich glaube nun aber, dass dies nun wirklich das letzte Mal war, dass die Dinger ran mussten.

Nach den Schneefeldern ließ es sich dann heute sehr gut laufen, wenn man mal von den nassen Stellen absieht.

Das Wasser und der Morast ist aber nur der eine Teil der Geschichte. Mücken gab es wieder zu Abermillionen! Das war dann auch der Grund, dass ich diverse Tentsites zur Übernachtung vor Ort abgewählt habe und dann dadurch auf 23 Meilen heute gekommen bin. Das reicht für heute!

Samstag. Mal ehrlich, ist das nicht herrlich? Diese Aussicht beim Aufstehen heute morgen! Klemens sagte, auf dem PCT ist jeder Tag wie eine Postkarte. Heute war es fast eine Kitschpostkarte! Dennoch, ich fand es herrlich! Die Speedhiker sind wieder gegen 4 Uhr los. Ich glaube, die haben sowieso keinen Sinn für so was.

Auch heute ging es wieder über einige Pässe. Gleich beim ersten Abstieg traf ich wieder die zwei Fotografen mit ihren Pferden. Sie hatten sich riesig gefreut, mich noch einmal zu treffen. Sonja sagte, dass sie gerade heute Morgen von mir gesprochen haben und nun bin ich da! Seltsam! Wir haben noch gemeinsam Kaffee getrunken und geplaudert. Sie haben die gleiche Erfahrung gemacht, dass viele Hiker gar nicht mitbekommen, dass sie am Trail lagern. Und dabei stehen da vier Pferde rum! Ehe ich mich versah, und war eine Stunde rum. Nun aber los! Die Beiden haben etwa zwei Stunden zu tun, um alles zu verstauen und die Pferde fertig zu machen damit es losgehen kann.

Auf den Pässen war super Telefonempfang und sogar LTE. Hat mir aber nichts genützt. Größere Dateien gingen trotzdem nicht fort und die, die ich angerufen habe, gingen nicht ans Telefon. Tja, so ist das manchmal.

Heute Nachmittag bin ich in ein Gewitter gekommen. Es hat ganz schön gekracht aber nur ein wenig genieselt. Das war mir trotzdem nicht ganz geheuer, da ich mich gerade mal wieder in der Höhe bewegte. Das war kurz vor dem Skigebiet von Squaw Valley. Waren da nicht irgendwann Olympische Spiele?

Danach ging es nur noch bergab, so dachte ich mir das jedenfalls. Aber nein, die Stelle, wo ich mein Zelt aufstellen wollte, ist jetzt Privatbesitz und Zelten verboten. Naja, dann eben noch eine Meile steil bergauf. Die muss ich dann morgen nicht machen!

Sonntag. Wie fast schon täglich, ging es auch heute erst mal wieder den Berg hinauf.

Ja, da hinauf muss ich. Dabei ging es durch riesige Blumenwiesen. Man könnte fast sagen, Blumenfelder.

Und immer wenn man denkt, jetzt bin ich endlich oben, nein, da geht es noch ein Stück höher! Naja, irgendwann war es dann doch geschafft und ein zweites Frühstück war fällig.

Komisch, wenn ich zuhause diese Chips-Diät machen würde, würde ich zunehmen. Hier ist das Gegenteil der Fall!

Missgeschick des Tages: beim Durchqueren eines Lavafeldes habe ich mir einen Schuh ein wenig aufgeschnitten . Das lasse ich erst mal als Lüftungsschlitz.

Pünktlich zu Mittag bin ich am Donner Pass angekommen und lasse es mir bei einer Pizza Hawaii und einem PCT-Hiker-Freibier gutgehen. Das war übrigens das erste Mal, dass jemand mein PCT-Permit sehen wollte. Cola Refills schaffe ich heute nur zwei.