Hallo, zusammen! Sicherlich wartet der Eine oder Andere schon gespannt, was ich in den letzten Tagen so angestellt habe.

Nun, nachdem ich die exklusive Timberline Lodge hinter mir gelassen habe, habe ich auch gleich einen niedlichen Milemarker vor die Linse bekommen.

Ich bin an dem Abend noch etwa 2 Meilen gelaufen und habe dann im Wald in dichten Mückenschwärmen mein Nachtquartier aufgestellt. Glücklicherweise musste ich ja nicht kochen, da ich ja in der Lodge ganz gut gegessen habe.
Am nächsten Morgen ging es erst mal im Wald heftig bergab! Komisch, erst habe ich immer über bergauf gemeckert und jetzt sehne ich mich fast danach! Die nächsten Etappen gehen jetzt um den Mt. Hood herum und ab und an hat man einen herrlichen Ausblick!
Das Grausame ist aber, dass der Weg immer wieder hinab in den Canon führt und nach Durchschreiten des Tales wieder hinauf! Und es liegt wieder mal reinster, feiner Ostseesand überall rum! Du machst 3 Schritte vorwärts und rutschst 2 zurück! Da helfen auch keine frisch reparierten Stöcke etwas! Brenzlig wird die Sache nur bergein. Wenn du da keinen richtigen Stand hast, kannst du gleich 300 Meter tiefer im Fluss baden, falls du es über das Geröll schaffst!
Ja, Flüsse gab es auch wieder einige zu queren. Glücklicherweise haben sie mit dem nahenden Ende der Schneeschmelze nicht mehr ganz so viel eisiges Wasser.

Ich habe es diesmal an allen Stellen geschafft, trockenen Fußes die Flüsse zu queren. Mal musste ich erst mal ein Stück an einem Felsen flussaufwärts klettern, um dann von einem Stein zum anderen zu springen, um rüberzukommen. Manchmal lagen allerdings auch Baumstämme da, über die ich balancieren konnte. Baden war also nicht angesagt, obwohl es bestimmt mal wieder nötig gewesen wäre. Jeder auf dem Trail duftet so gut er kann, und solange die Mücken nicht tot vom Himmel fallen, kann es nicht so schlimm sein!
Gestern Nachmittag bekam ich dann aber von Mutter Natur wieder die tiefdunkle gelbe Karte gezeigt! Es ging ja jetzt jeden Tag immer über 1500 Höhenmeter auf und ab, aber irgendwie musste ich ja nach Cascade Locks kommen. Abkürzung war nicht! Und irgendwie musste ich den Berg wieder runter! Naja, zum Schluss habe ich für eine Meile bergein 1 1/2 Stunden gebraucht!
Aber ich habe sie gesehen! Die Bridge of the Gods, die über den Columbia River hinüber nach Washington führt!

Aber ob sie mich hinüber führen wird steht in den Sternen! So wie sich die Situation abzeichnet, werde ich wohl hier Schluss machen (müssen). Kräftemäßig und mental fühle ich mich voll in der Lage, weiterzumachen! Bloß das Sch…Knie! Aber es geht auch anderen so! Ich habe doch von Day Hiker berichtet, die jeden Tag 28 bis 30 Meilen macht… Sie schrieb mir gestern, dass sie wegen der gleichen Kniebeschwerden, die urplötzlich losgingen, nun aufgibt und nachhause fliegt.
Und damit ihr mal seht, von was für Bergen ich rede, hier mal ein Bild vom letzten Abschnitt vor Cascade Locks.

Nachdem ich mein Zelt irgendwie im Campground aufgestellt hatte, wollte ich hier in der Brauerei Abendessen. Sie ist maximal 4 Minuten Fußweg von meinem Zelt entfernt. Ich brauchte aber dorthin fast 24 Minuten! Und dann war das Restaurant auch noch in der ersten Etage! Ich hätte so und so leiern können!
Ich glaube, das war’s dann mit meinem Ausflug! Hier könnte nur noch ein Wunder helfen. Wobei, da gab es ja mal einen Schlager. Wunder gibt es immer wieder – Udo Jürgens?
Wunder gibt es immer wieder, ist von Katja Ebstein. Aber egal von wem, so ein Wunder, das wünsche ich dir von Herzen. Aber du hast ja deinen Freund Paulus über die „Pläne“ zitiert…. Grüße Michel
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Hallo Jörg,
egal ob nach 550 oder fast am Ende des Trails. Es fühlt sich einfach Scheiße an, wenn man aufhören muss. Ich kann aus eigenem Erleben nachvollziehen, wie es Dir geht.
Meinen allergrößten Respekt vor Deiner Leistung. Hut ab. Großartig.
Ein altes persisches Sprichwort aus Tagen der Reisen mit Karawanen sagt:
„Das beste was man von einer langen Reise mitbringen kann, ist eine heile Haut.“
Und es ist besser Du kommst mit einem zwar ramponierten aber nicht völlig zerstörtem Knie wieder nach Hause.
Der PCT ist nicht das Ende. Andere Wege warten auf Dich.
Auch wenn der PCT Dich, genauso wie mich, nicht wieder loslassen wird.
In mancher ruhigen Stunde wirst Du Dich nach dem Weg sehnen.
Die unendlichen Weiten, die unfassbaren Sternenhimmel, die wechselnde Natur im Verlauf der Wanderung, die Gespräche mit den anderen Hikern, die Hilfsbereitschaft der Trailangel und Magic Trail…
Und kein andere wird verstehen, warum Du Dich plötzlich zurückziehen möchtest. Die Ruhe und Einsamkeit suchst.
Und so steigen mir die Tränen der Erinnerung und Dankbarkeit in die Augen, während ich das schreibe. Ich weiß, dass ich nicht wieder zum PCT zurückkehren werde.
Aber das Erlebte, die Erfahrungen, die Eindrücke haben sich in Dein Herz gebrannt.
Es ist wie ein Tatoo.
Du bist für Dein Leben gezeichnet und es wird für Dich immer sichtbar sein.
Nimm Dir meinen kleinen Aufkleber zur Hand.
Dankbarkeit: Du konntest den Weg gehen.
Freude: Wie viele schöne Momente hast Du erlebt?
Hoffung: Es geht immer weiter.
Sei von Herzen gegrüßt
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Ach, Klemens! Du hast ja leider so recht! Und du weißt, wie beschissen es sich anfühlt! Aber ich danke dir für deine aufmunternden Worte, die nur leider noch nicht so richtig greifen. Tja, Herz über Kopf! Ich glaube, ich brauche erst mal ein wenig Abstand, um damit fertig zu werden.
Wir werden das mal in einer ruhigen Minute auswerten!
Liebe Grüße in die Heimat!
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Hallo lieber Jörg, wenn ich richtig übersetzt habe, bist du an der Brücke der Götter angekommen.Was immer du dort für eine Entscheidung triffst ,es wird die richtige sein.Was du „alter Knochen“(deine eigenen Worte) erlebt hast kann dir keiner mehr nehmen. Wir sind in Gedanken bei dir . Viele Grüsse Deine Sabine.
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Danke, liebe Sabine. Ich werde noch lange von dieser Tour zehren und davon berichten! Bis bald!
Von meinem iPhone gesendet
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